Familie
steht über allem. Doch was geschieht, wenn die eigene Tochter
plötzlich behauptet, der aller beste Freund ihres Vaters habe sich
sexuell an ihr vergriffen? Für den Vater schwer vorstellbar, dass
der beste Freund zu so etwas fähig sein soll. Das kann ja nicht
sein. Oder doch? Kinder lügen bekanntlich ja nicht.
Angefangen
hat alles damit, dass die kleine Klara ihren Kindergärtner, der
gleichzeitig der beste Freund ihres Vaters ist, gut mag. Ein bisschen
zu gut mag. Sie bastelt ihm ein Herz als Geschenk und drückt ihm
einen Kuss auf den Mund. Lucas, gespielt von Mads Mikkelsen, ist sehr
erstaunt über das Verhalten der kleinen Blondine.
Er
ist ein Kumpel- Typ. Ein Kindergärtner, wie ihn sich jedes Kind
wünschen kann. Er ist aufmerksam und scheut sich nicht davor, sich
mit den Knaben im Schlamm zu wälzen.
Klaras
Reaktion auf Lucas' Abfuhr scheint unvorstellbar. Als sie eines
Abends im Kindergarten auf ihre Mutter warten muss, erzählt sie der
anderen Kindergärtnerin, Grethe, Lucas habe ihr seinen >Schniedel<
gezeigt. Für Grethe ein Schock. Sie muss die Eltern informieren.
Doch es ist schwierig!
Schliesslich
ist es eine heikle Situation. Handelt es sich doch um ein Tabu-
Thema.
Wie
wird die Familie auf den Vorfall reagieren? Wem wird der Vater
glauben? Wird die Freundschaft der Männer dieser Zerreißprobe
standhalten?
Dies
sind alles Fragen, die ich mir beim Schauen des Films gestellt habe.
Die
beiden Männer können doch auch sonst über alles reden. Weshalb ist
dieses Thema so gefürchtet, dass man nicht einmal mit dem besten
Freund darüber sprechen kann?
Wenn
zwei erwachsene Menschen miteinander Schlafen ist das nicht etwas,
was man an die grosse Glocke hängt. Es ist etwas intimes, etwas
privates.
Aber
weshalb ist es auch ein Tabuthema, wenn sich ein Erwachsener an einem
kleinen Mädchen vergreift? Das Kind hat es nicht freiwillig gemacht,
ihm wurde Unrecht zugefügt.
Und
dem Pädophielen wird es wahrscheinlich auch unangenehm sein, wenn
man über ihn und seine schrecklichen Taten spricht. Warum tut man es
dann nicht? Es kann doch allen nur recht sein, wenn sich der Täter
nicht gut fühlt, wenn seine Taten an die Öffentlichkeit gelangen
und er dafür bestraft wird.
Das
Thema, um das sich der Film dreht, ist meiner Meinung nach nicht
heikel, weil es um Sexualität geht, sondern weil das Thema gerade
deswegen ein wenig vorbelastet ist und viele Menschen, wenn es darum
geht, sehr voreilig reagieren und ihre Schlüsse ziehen.
Im
Film hat Grethe sofort die Mutter und die anderen Eltern der
Kindergärtlern informiert. Sie hat zwar vorher mit Lucas gesprochen,
hat ihm aber nicht die Chance gelassen, mit Klaras Eltern darüber zu
sprechen, bevor alle davon wussten. In einem kleinen Dorf spricht
sich solch ein Vorfall sehr schnell herum und die Bewohner sprechen
alle miteinander über jeden. Lucas wird verurteilt, ohne dass ihm
die Chance gelassen wird, zuerst alles mit seinem besten Freund und
Klara zu klären. Vielleicht hätte er ja herausfinden können,
weshalb Klara so etwas erzählt, bevor alle dem kleinen Mädchen
eingeredet haben, sie habe Recht und Lucas habe ihr das wirklich
angetan.
Ich
habe es so aufgefasst, dass Klara sich in Lucas verliebt hat und aus
Rache, weil er ihr gesagt hat, dass das nicht gehe, dann diese
Geschichte erzählt hat.
Ich
finde nicht, dass der Fehler bei dem Mädchen liegt. Sie ist noch
sehr jung, sie kann schwer wissen, welche Konsequenzen ihre Aussage
hat.
Ich
finde, der Fehler liegt bei den Eltern von Klara und bei der
Dorfbevölkerung. Sie haben zu schnell reagiert, haben Lucas nicht
die Chance gelassen, sich zu erklären.
Ich
behaupte aber nicht, dass sie komplett falsch reagiert haben, sie
hätten nur nicht so gedankenlos schnell reagieren sollen.
Ich
finde auch, es ist eine schwierige Situation. Man kann nicht einfach
nur sagen, Klara sei halt ein kleines Mädchen, welches eine blöde
Geschichte erfunden hat, weil ja schliesslich der beste Freund des Vaters unmöglich zu so etwas fähig sein kann. Man muss in solchen Fällen unbedingt alles
prüfen, um ausschliessen zu können, dass sich Lucas wirklich nicht
an ihr vergriffen hat. Denn wenn auch nur etwas Wahres an Klaras
Aussage ist, muss der Verantwortliche die Konsequenzen dafür tragen.
Der
Film greift ein Thema auf, über welches oft diskutiert wird. Viele
Menschen stellen sich die Frage, was es so schwer macht, über
Sexualität zu sprechen.
Der
Film zeigt auf eine gute aber auch brutale Art und Weise auf, wie
schnell die Aussage eines kleinen Mädchens und das „Überreagieren“
der Bevölkerung das Leben eines unschuldigen Menschen komplett auf
den Kopf stellen und zerstören können. Anstatt mit ihm über den
Vorfall zu sprechen, wird er beschimpft, angegriffen, verprügelt und
seine Hündin, welche auch von Klara sehr gemocht wird, wird tod vor
seine Haustüre gelegt.
Die
Geschichte regt zum Denken an und geht wohl kaum an jemandem spurlos
vorbei.
Ausführlich, über weite Strecken gute Sprache. Die Unfähigkeit, sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können, scheint mir ein zentraler Angriffspunkt des Films zu sein, wie Sie es hier auch unterstreichen. An manchen Stellen ist die Aussage noch nicht ganz klar, zum Beispiel von Zeile 19 an: »Wenn zwei erwachsene Menschen […] bestraft wird.«
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